Annette Sattler läuft beim Supermarathon über 73,5 Kilometer in 07:20:21 Stunden persönliche Bestzeit und belegt als 16. Frau in der Altersklasse W45 einen hervorragenden 4. Platz. Glückwunsch Annette zur tollen Leistung!!!
Annette beim Rennsteiglauf 2017
Rennsteiglauf -- immer wieder eine Empfehlung wert!
Im Mai 2015 war ich ja zum ersten Mal beim Rennsteiglauf gestartet, nachdem ich in den vorangegangen Jahren am entsprechenden Wochenende immer etwas anderes vorgehabt hatte. „Natürlich“ habe ich gleich den Supermarathon unter die Füße genommen und wurde auch sofort infiziert: 2016 folgte meine persönliche zweite Auflage und jetzt, 2017, die dritte Teilnahme.
Das Wetter am Vortag verhieß diesmal nichts Gutes, eine Gewitterfront mit Starkregen schien – so klangen zumindest die Meldungen aus dem Autoradio während der Anreise – ganz Thüringen ins Chaos zu stürzen. Ich sah mich schon über umgestürzte Bäume klettern und redete mir Mut zu. Immerhin kündigte die Wettervorhersage für den Samstag erheblich freundlicheres Wetter an.
In Eisenach hatten mein allergeliebtester Bernd und ich uns diesmal eine luxuriöse Unterkunft geleistet: Zwei Übernachtungen in einem Hotel, wenige Meter vom Start entfernt. Der Plan, dass Bernd mit dem Auto zum Zielort Schmiedefeld fahren, mich dort in Empfang nehmen und zurück nach Eisenach bringen wollte, ging aber dennoch nicht ganz auf: Aus Sicherheitsgründen war Schmiedefeld (im Gegensatz zu den Vorjahren) komplett für privaten Autoverkehr gesperrt, und da die Veranstalter sich bei ihren Empfehlungen hinsichtlich der Kapazitäten der Parkplätze in Ortsnähe anscheinend verkalkuliert hatten, kam Bernd nicht einmal in die Nähe des für Begleitpersonen aus Richtung Eisenach empfohlenen Parkplatzes. Fast 10 Kilometer vom Zielort entfernt war Schluss, weiter ging es nur mit dem Taxi oder Shuttlebus. Na gut, nächstes Jahr wissen wir das und planen entsprechend; es gibt ja auch Shuttlebusse zwischen Eisenach und Schmiedefeld. Wir fanden ja auch trotz der verkehrstechnischen Hindernisse wieder zusammen.
Aber der Reihe nach: Freitagabend in Eisenach angekommen trafen wir beim Abholen meiner Startunterlagen Frank und Rüdiger Burger und Hans Eichmüller vom Team Icehouse – die sind auch wirklich überall! In Thüringen gibt es natürlich keine Pastaparty, sondern ordnungsgemäß eine Kloßparty mit Thüringer Klößen, und dorthin gingen wir gemeinsam.
Und der Grund der Reise: der Supermarathon. Die Strecke wurde neu vermessen und wird jetzt mit 73,5 km angegeben, aber wen interessieren auf dieser Distanz mit ihren An- und Abstiegen ein paar Meter mehr oder weniger! Ich machte mir mehr Gedanken darüber, ob ich trotz nicht zufriedenstellender Vorbereitung und mit einer Verletzung am Großzeh, die ich mir vor einigen Wochen bei einem wirklich blöden Unfall zugezogen hatte, ohne größere Probleme durchkommen würde. Nachdem ich 2016 mit 7 Stunden und 35 Minuten viiiel länger gebraucht hatte als 2015 mit 7 Stunden und 26 Minuten, wollte ich doch bitteschön gerne wieder schneller laufen.
Der Lauftag begann vielversprechend. Im Hotel waren viele Läufer abgestiegen, wir bekamen ein ultrafrühes Frühstück schon um 4:30 Uhr, das keine Wünsche offen ließ, und rechtzeitig zum Start hatte sich auch der Regen verzogen. Die Luft war angenehm abgekühlt und bei der Gretchenfrage „wie viel ziehe ich an?“ hatte ich genau die richtige Auswahl getroffen, wie ich auch unterwegs feststellte.
Punkt 6:00 Uhr trabte ich also mit einer Meute von über 2.000 anderen Verrückten in Eisenach los, erstmal tapfer bergauf, um überhaupt den eigentlichen Rennsteig zu erreichen. Die Laufstrecke ist abwechslungsreich, der Rennsteig führt naturgemäß mit vielen Anstiegen und Bergab-Passagen als Höhenwanderweg durch den Thüringer Wald, oft auf gut befestigten Wirtschaftswegen, aber streckenweise über Stock und Stein. Den immer wieder wechselnden Untergrund finde ich angenehm, aber man sollte einigermaßen trittsicher sein; trotzdem bewältigen auch blinde Läufer diese Strecke – Respekt!
Die Stimmung unterwegs war bestens – es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn man schon in aller Herrgottsfrühe mitten im Wald auf gutgelaunte Menschengruppen trifft, die singend und schunkelnd die Läufer anfeuern. Auch das Wetter war einfach optimal. Nachdem sich der Frühdunst aufgelöst hatte hatten wir eine ganze Weile strahlenden Sonnenschein und freundlicherweise bewölkte sich der Himmel rechtzeitig, bevor sich Mittagshitze entwickeln konnte. Auf die legendären Verpflegungsstellen muss ich nicht näher eingehen: Es gibt einfach alles was Läufern schmeckt; handgemacht von vielen, vielen fleißigen Helfern – ich kann mir nicht vorstellen, dass da irgendjemand die künstlich-aromatisierten Isodrinks vermisst, die anderswo angeboten werden. Meine Favoriten sind der ordentlich gesüßte Tee mit Zitrone und natürlich der in verschiedenen Varianten angebotene Haferschleim, aber wem das zu sehr „Krankenkost“ ist, der kann sich auch an Schmalzbroten gütlich tun...
Mein „Berglaufstil“ erinnert ein bisschen an osteuropäische LKW vor 15 Jahren: bergauf im Kriechgang, aber bergab dann ungebremst schnell. Nur am großen Inselsberg konnte ich nicht so locker bergab rennen wie ich es gerne getan hätte; da war der nasse Weg einfach zu rutschig. Im Vergleich zu den Vorjahren nahm ich aber mehr Steigungen im langsamen Trab, anstatt zu gehen, und so kam ich gut voran. Etwas nervig war nur eine Läuferin, die ziemlich genauso schnell lief wie ich. Wir überholten einander je nach Streckenabschnitt, wobei sie mehrmals versuchte, mich am Überholen zu hindern – am Ende sogar im Zieleinlauf. So unsportliches Verhalten ist einfach bescheuert und bringt bei Nettozeit-Wertung nicht mal eine bessere Platzierung. Egal, alle anderen waren gut drauf und ich rannte zufrieden durch den Wald. Auf halber Strecke an der Verpflegungsstelle Ebertswiese war ich nach 3 Stunden und 40 Minuten und kaum länger brauchte ich dann für die zweite Hälfte. Ein Stimmungshöhepunkt der zweiten Hälfte war auch wie immer der Durchlauf am Grenzadler bei Oberhof.
Am Anstrengendsten fand ich mal wieder die letzten drei Kilometer: Man denkt, man ist doch eigentlich so gut wie da, aber der Abstieg nach Schmiedefeld zieht sich nochmal ordentlich, der Untergrund ist teilweise uneben und bietet entsprechende Stolperfallen und es waren auch noch viele Wanderer auf der Strecke, die nicht immer darauf achten, was da von hinten angerannt kommt. Nach einem heftigen Endspurt kam ich dann mit neuer persönlicher Bestzeit ins Ziel: 7 Stunden, 21 Minuten, 20 Sekunden. Als Altersklassenvierte habe ich zwar prompt wieder einen Podestplatz verpasst, aber mit meiner Zeit und der Platzierung als 16. Frau bin ich wirklich hochzufrieden.
Später traf ich noch Radim; wir hatten einander unterwegs ebenfalls mehrfach überholt. Jetzt bereiten wir uns erstmal auf den 100 km-Lauf am 22. Juli in Fürth vor – und ich freue mich schon auf den nächsten Rennsteiglauf.
Bericht: Annette Sattler
Fotos: www.foto-team-mueller.de
TKN-Ergebnisliste
31.05.2017